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Kreutzer Nr.5 - oder, wie man dank Sevcik zum Meister des Spiccato wird


Heute hatte ich eine gute Gelegenheit, wieder ein pädagogisch - didaktisches Meisterwerk in die Hände zu nehmen. Und während ich zuhörte, wie eine Übung aus dem op. 2 no. 1 von O. Sevcik, mit sehr wenig Elan runter gepurzelt wurde, dachte ich nach. Und während ich so nachdachte, kam mir eine Idee, die ich jetzt noch für ziemlich schlau halte. Mal schauen wie es morgen wird...

Sevcik hatte sich mal Mühe genommen nicht nur mehrere wichtige Stücke zu analysieren, bearbeiten und mit Übe - Strategien zu versehen, auch ein Paar von den Kreutzer Etüden wurden von ihm mit eigenen Strich- und Übe-Techniken versehen. Die Fünfte Etüde allerdings nicht.

Hier kommt diese Etüde ins Spiel. Kreutzer selbst hatte diese Caprice mit keinerlei besonderen Artikulationzeichen versehen. Sein Schüler jedoch - Clavel wollte daraus eine Martele Etüde machen (Kommentar sogar im Bild lesbar). Alles sehr schön... Aber ich sehe dieses Stück eher, als perfektes Material um den Spiccato zu üben. Und zwar nicht ohne gute Gründe:

1. Sie ist nur in der ersten Lage geschrieben - sprich man muss sich noch wenig um geeignete Kontaktstelle kümmern.

2. Sie ist in Es - Dur geschrieben, keine besonders hell klingende Tonart für die Geige. Leere Saiten sind leicht zum klingen zu bringen. Alle Es, As, C - Tönen verlangen deutlich mehr Aufmerksamkeit, Geduld, Entspannung und Gefühl.

3. Sie ist kurz (bei vielen nötigen Wiederholungen - sehr vom Vorteil) und in Triolen geschrieben.

4. Spiccato Etüde, abgesehen von meinem Vorschlag die 2. zu diesem Zweck zu nutzen, haben wir noch nicht.

 

Jetzt zu dem Plan. Und hier kommt die Inspiration vom Sevcik. Nachdem man den Notentext gut, leise, gelesen hatte und vielleicht sogar für noch besseres Ergebnis alles Legato (3 oder 6 Noten gebunden, mit und ohne Rhythmen) gespielt hatte.

Schritt 1. - jede Note zuerst zupfen und dann noch den Hall nachhören, danach mit dem Bogen nachspielen und ebenso den Hall hören. Diese Art des Üben steigert die Aufmerksamkeit, steigert die Qualität der Tonproduktion von allem dank der linken Hand, motiviert zur Achtsamkeit und entspannt die rechte Hand. Unwillkürlich trainiert man sogenannte Bogendrehung und sanfte Landung am Frosch.

Dieser Schritt dauert am Längsten, aber nichts spricht dagegen die Etüde in 3 oder 4 Abschnitte zu teilen, dann wird es nicht zu lange dauern bringt aber genau das gleiche. Denn beim Üben zähl nicht die Quantität sondern die Qualität und zwar immer.

Schritt 2. - so kommen wir an das Spiccato, jetzt wird jede Note mehrmals wiederholt, bis das Spiccato genauso klingt wie wir es haben wollen. Weich? Lang? Kurz? Zickig? Süß? Hängt nur an uns, experimentiere mit Bogenstelle, Bogenlänge und der Kontaktstelle. Je kürzer desto schärfer, je näher am Steg desto lauter und prägnanter, näher zum Griffbrett weicher und samtiger der Klang. Probiere es aus.

Wie im Bild schon geschrieben, anders als Geläufigkeitsübungen nicht der Puls gleich bleibt sondern die Notenlänge.

Schritt 3. Mit Rhythmen, so lernen wir auch die Geschwindigkeit des Bogens besser zu kontrollieren.

Das habe ich mir aus dem op.2 Nr.1 abgeguckt. Hier bleibt der Puls gleich. Man könnte noch wie bei der dritten Etüde von Kreutzer die Saitenübergänge herausnehmen und separat üben - gute Übung im Text über Geläufigkeit und im Text über Kreutzer No. 3 . Es ist bestimmt hilfreich.

Im Prinzip, wenn man sich die Etüde mit ein Bisschen Vorkenntnissen des Spiccato - Technik täglich für ein paar Minuten vornimmt, kommt man in zwei Wochen zu richtig guten Ergebnissen. Und ist bereit die nächste Etüde zu lernen. Meinen Schülern gebe ich an dieser Stelle meistens etwas ganz gegensätzliches, sprich nicht die No.6 sondern z. B. No. 2 von Polo - eine sehr entspannende Doppelgriff Etüde.

Ich hoffe es ist eine Motivation und wieder ein Bisschen Werbung fürs Kreutzer üben. Viel Spaß damit.

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