Spiccato - und das hüpfende Einhorn

Die geworfene und springende Stricharten für Beginners, bzw. wie man lernt die mühsam gelernte Kontrolle zu verwerfen und einfach mal loszulassen.
Spiccato und Sautille sind zwei sehr wichtige Stricharten und werden oft erst dann eingeführt wenn man "ernstes" Repertuar, wie z. Beispiel Mozart Konzerte spielen muss, bzw. will. (Quatsch so etwas wie ernste Musik für Geige gibt es nicht) Beide werden sehr oft verwechselt. Kurz gefasst, der Unterschied liegt unter anderem in der Geschwindigkeit, der Bewegung des Handgelenkes und des Armes, der Art der Klangerzeugung und der Beteiligung verschiedenen Gelenke. Bei Sautiere wird der Ellenbogen praktisch nicht beteiligt.
Spiccato besteht grundsätzlich aus zwei Bewegungen. Einer vertikalen Bewegung und einer horizontalen. Beide Komponenten kann man auch separat üben, wobei die vertikale meiner bescheidener Meinung die "wichtigere" ist.
Bei Spiccato ist es sehr wichtig den rechten Daumen sehr locker zu halten und den Ellenbogen auf der Saitenebene zu haben auf der gerade geübt wird. Wenn der Ellenbogen zu tief "hängt" hat der Bogen kam noch Chancen die Saite richtig zu erwischen. Pure Physik, jeder hat schon den Kranich in Funk Fu Panda gesehen.

"The Strad" in einem Artikel aus März 1913 beschreibt Spiccato als eine exzentrische Deviation, ungewöhnliche, außerhalb des Kreiszentrums liegende Abweichung der Bogenführung. Denn nach dem man lange lernte die Bogenführung zu beherrschen und perfekte Kontrolle zu erlangen, plötzlich wird verlangt loszulassen und sich eigenem Bogen (es ist doch nur ein Holzstock) zu unterwerfen und anzupassen.
Ganz ehrlich ich liebe diese Beschreibung. Exzentrische Deviation einfach herrlich.
Jetzt lassen wir die Autos fahren und die Einhörner hüpfen.
Übungen für den Anfangsunterricht:
1. Das kleine Auto (besser wäre ein Flugzeug, ich habe grad keinen) mit den Fingern hin&her in der Luft fahren lassen. Die Hand beschreibt dabei eine liegende 8.
2. Den kleinen Stift bzw. Holzstöckchen in der Mitte halten und die Einhörner mit kleinem- und Zeigefinger wippen. Mit einem Liedchen wippt sich meisten besser. Ich habe mich für die Zwecke "Kleiner Bär" aus Colour Strings geliehen gut dazu passt auch "Die Wischer vom Bus".
3. Die Bahnschranke - Bogen am Frosch halten und ihn auf die Saiten in der Mitte runterfallen lassen.
Lasst die Fantasie schweifen und sei kreativ locker :)
Übungen für diejenigen, die schon soweit sind ;)
1. Den Bogen etwas oberhalb der Frosch halten. Den Bogen auf die Seiten fallen lassen, Daumen locker und alle Haare sollen gleichmäßig benutzt werden. Keine Diskriminierung, die kinetische Energie des Bogens und die Arbeit die er selbst verrichtet genießen. Ist das nicht fantastisch?
2. Jetzt wird es Zeit für leeren Seiten und das Auffangen des Bogens mit dem kleinen Finger nach dem Plumpsen auf die Saiten. Mit der Zeit kann die ganze Hand allmählich Richtung Frosch bewegen. Mit vertikaler Komponente anfangen die Horizontale im Nachhinein dazu geben. 4,6,8 und 3,5,7,9 mal jede Saite. Danach auch mit Saitenübergängen.
3. Jetzt ist es soweit, der X-beliebige Tonleiter muss her. Denn bei jeder Note reagiert der Bogen auch anders und der Klang verändert sich. EXTREM WICHTIG: Linke Hand ist vor Rechter da. Mehrfach den Ton wiederholen und Saitenübergänge als Doppelgriff nehmen.
4. An dieser Stelle liebe ich den Kreutzer no.2 - Horror jedes Geigers um Mitternacht geweckt spielt man es noch nach Jahren auswendig. Großartig.

Kurz gefasst:
Bevor man sich an die 30 vom Komponisten vorgeschlagene Methoden ran wagt:
1. detache langsam
2. 4-fach jede Note
3. 4-fach jede Note wobei die 4. vor dem Saitenwechsel als Doppelgriff
4. 4-fach jede Note wobei die zwei letzten vor dem Saitenwechsel als Doppelgriff und so weiter bis man eben um Mitternacht geweckt aufschreit :
" Ach so die Zweite, ja klar !!!!" Denn Die Zweite gibt es nur eine.
Wie man bei der linken vorgeht, die auch für den schönen Klang bei Spiccato mitverantwortlich ist, schreibe ich im nächsten Text.
Energie verschwindet nicht, sie wird nur weitergeleitet. Bei Spiccato ist es ein Pendel zwischen Impulsen aus der Hand und Energie des Bogens.
Ich bin fertig, mache mich an Die Zweite sobald mein Säugetier der grad an mir hängt aufwacht. Mir macht das Schreiben riesigen Spaß und höre sowieso nicht damit auf.... und falls es jemand ließ und es gefällt oder hilft, oder inspiriert freue ich mich um so mehr.